Champions-League-Finale, eine gute Gelegenheit für einen ausgedehnten Abendspaziergang

Die Straßen und Bürgersteige werden abseits der sogenannten „Public-Viewing-Areas“ wie leergefegt sein, wenn am Abend das Endspiel der Champions-League zwischen dem FC Bayern München und Inter Mailand angepfiffen wird. Sat1 beginnt mit der Übertragung bereits um 19Uhr, Anstoß ist um 20Uhr45. Es werden weniger Autos unterwegs sein, weniger rasende Radfahrer, die flanierende Fußgänger an der Uferpromenade über den Haufen fahren. Die Gelegenheit zu einem ungestörten ausgedehnten Abendspaziergang ist günstig. Die milde Frühlingsluft in die Lungen saugen, dem Konzert des gefiederten Orchesters lauschen, entspannen, abschalten, dem kommerziellen Fußballtheater entfliehen. Lasst uns auf leeren Straßen tanzen, yeah 😉


Zeitgenossen, die mich als Fußball-Interessierten kennen, wären von diesen Zeilen überrascht, früher habe ich mir kaum ein Finale entgehen lassen. Für meinen heutigen Fußball-Boykott gibt es im wesentlichen zwei Gründe:
Beide Teams sind mir unsympathisch, sowohl der arrogante Klub aus Deutschlands Süden, als auch der nicht weniger arrogante Verein aus Italiens reichem Norden. (In Italien herrscht ein starkes „Wohlstandsgefälle“ zwischen Norden und Süden). Wenn „mein“ 1.FC Köln nicht spielt, halte ich gewöhnlich zum Underdog, den es in dieser Partie nicht gibt. Der zweite Grund findet sich teilweise in diesem Artikel wieder. Ich zitiere:

Das Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Inter Mailand hat laut einer Studie einen monetären Wert von rund 350 Millionen Euro, davon 120 Millionen für den Sieger.

Weiter heißt es, dass Mastercard, ein Champions-League-Sponsor, seine in Auftrag gegebene Studie „Heart of Sports Commerce“ nennt. Korrekter wäre, wenn der Slogan „The Heart of Sports is nowadays Commerce“ lauten würde. Nur am Rande sei hierbei erwähnt, dass die UniCredit-Group, die ehemalige Hypo-Vereinsbank, welche insbesondere in den 90er Jahren hunderttausende faule Immobilienkredite finanzierte, wobei Anlegern Schrottimmobilien untergejubelt wurden, ebenfalls als Sponsor der Champions-League auftritt, dadurch den Fußball nutzt, um sein Image werbemäßig aufzupolieren. Jedes Mal wenn diese Bank, während vor oder nach einer Fußball-Live-Übetragung in einem Spot erwähnt wird, könnte ich eimerweise,…da vergeht mir die letzte Lust auf den Balltreter-Zirkus. Dass der FC Bayern die Hypo-Bank als Werbepartner hat (FCB Banking), lässt diesen Klub noch tiefer in meiner Gunst sinken. Der Profi-Fußball scheint sich zunehmend zu prostituieren. Bei einer Hure weiß man wenigstens, dass sie es nur für Geld macht, während die Fußball-Söldner theatralisch nach einem Tor das aufgestickte Vereinswappen auf ihren Trikots tätscheln oder knutschen, diese verdammten Heuchler!

Resümierend kann ich sagen, dass es mir ziemlich schnuppe ist, wer heute Abend den Tanz um das goldene Kalb gewinnt und den Pot schließlich in den Händen halten wird. Auch wenn das unpatriotisch klingen mag, etwas mehr hoffe ich, dass es Inter Mailand sein wird, wenn die Bayern das Triple holen (nach Meisterschaft und Pokalsieg auch noch die Champions-League gewinnen), werden die da unten im Süden total größenwahnsinnig, die Arroganz wird zu leuchten beginnen, was die Bezeichnung „Stern des Südens“ in einem anderen Licht erscheinen lässt 😉

Letztendlich ist es mir aber ziemlich scheißegal, es gibt Wichtigeres im Leben,…

2 Kommentare zu “Champions-League-Finale, eine gute Gelegenheit für einen ausgedehnten Abendspaziergang

    • Glaub ich gern. Ich hörte während des (Spät)Abendspaziergangs einige Jubelschreihe hinter Wohnzimmerfenstern, da dachte ich die Bayern hätten gewonnen. Dabei siegte Inter Mailand 2:0, wie ich später erfuhr. Der FC Bayern ist in meiner Gegend wohl nicht sehr beliebt,… 😉

      Like

Hinterlasse einen Kommentar