„Frauen sehen mich nicht“

Mein Kumpel Pocke und ich saßen im Straßencafe und lebensphilosofierten so vor uns hin, wir lachten und machten uns Sorgen. Irgendwann dümpelte unser Gespräch in Belanglosigkeiten bis wir dann schlaffe Kiefer bekamen und schwiegen. Eine attraktive Lady stolzierte an unserem Tisch vorbei, Pocke lächelte sie an und wurde ignoriert. Sein eben noch dagewesener fröhlicher Gesichtsausdruck war weg. Plötzlich hatte er wieder diesen traurig ernsten Blick, den ich so gut kannte. Diese manchmal extremen Stimmungsschwankungen in Kombination mit Alkohol waren typisch für Pocke. Ich ahnte schon, dass von nun an der verbale Blues angesagt war. Die Sprechpause endete:
Pocke: Frauen sehen mich nicht
Tom: Aber,…
Pocke: Kein Lächeln, kein Blick, für Frauen scheine ich nicht existent zu sein
Tom: So ein Quatsch
Pocke: Für Frauen bin ich unsichtbar

Gerade wollte ich sagen, dass das nicht stimmt, schließlich ist er doch ein netter gutaussehender Kerl, einer der die Anforderung „Vorzeigbar“ unter der Rubrik „Sie sucht Ihn“ mindestens erreicht, doch ich kam nicht dazu,…
Pocke: Als Fußgänger nehme ich nicht mehr am Straßenverkehr teil
Ich war verblüfft über diesen abrupten Themenwechsel und gleichzeitig erleichtert, dass es nun wohl doch nicht dazu kommen würde, dass das Tal der Tränen überschwemmt wird und ich den Rettungsring werfen muss, aber
Pocke: Nein, ich nehme nicht mehr als Fußgänger am öffentlichen Straßenverkehr teil, sonst werde ich garantiert bald von einer Frau überfahren, sie sehen mich nämlich nicht
Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte.
Tom: Komm ich fahr Dich nach Hause, in meinem Auto bist Du sicher. Hast schon genug getrunken

13 Kommentare zu “„Frauen sehen mich nicht“

  1. komisch-traurig, wie sich im alkoholrausch manche dinge entmaterialisieren oder ins negative umschlagen. gut, daß den sichtbarkeitstest auf einen termin nach der ausnüchterung verschoben hast ;-).

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  2. Tragikomisch trifft es 😉
    Wenn „Pocke“ trübseelig wird, beliebt er zu übertreiben und alles ins Negative zu ziehen, er wird dann zur Karikatur seiner selbst. Diese Phasen sind aber nie von langer Dauer, hinterher lacht er oft über sich selbst. Ich schätze die Eigenschaft über sich selbst lachen zu können.

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  3. Neee. Aber ich werde beachtet, wo ich nicht beachtet werden will und ich werde meist nicht beachtet, wo ich beachtet werden will – oder so 😀 …das Leben ist – um’s auf Neudeutsch zu sagen – echt strange. 😉

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  4. Pocke hat sich etwas ausgedacht, um im Freibad mehr Beachtung vom weiblichen Geschlecht zu bekommen und hat sich einen Ballen Socken in die Badehose gesteckt. Hat auch nichts genützt. Anschließend fragte er mich warum, ich schlug mir die Hand vor die Stirn und sagte:
    „Mensch Pocke, Du musst Dir die Socken vorne reinstecken, nicht hinten!“
    :mrgreen:

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  5. Schulterpolster kenne ich ja, aber „Gemächtpolster“? Das setzt allerdings voraus, dass Mann die Hose richtig herum anzieht, um zu beeindrucken 😉

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  6. Das darf ich jetzt vielleicht nicht, aber ich musste lauthals lachen bei der Geschichte.
    Sich selbst sieht er aber noch – im Spiegel meine ich? Sonst sollte er vielleicht mal die Tarnkappe ausziehen.

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