„Wie reagieren die Finanzmärkte?“ Drauf geschissen!

Geht es in den Nachrichten um die Euro-Krise, um die Streitfrage darüber wie groß der Rettungsschirm sein soll und um die exorbitante Staatsverschuldung der USA, kommt immer  die gleiche Frage: „Wie reagieren die Finanzmärkte?“ Wenn ich das höre, fliegt mir glatt das Blech weg. Wisst Ihr was? Eure Finanzmärkte können meinetwegen verrecken! Die Mehrzahl derer, die einer rechtschaffenden Arbeit nachgehen, haben ohnehin nichts mit der Börse zu schaffen, sie sind vielmehr damit beschäftigt dafür zu sorgen, dass jenes Geld, was die Akteure auf den Finanzmärkten für sich „arbeiten“ lassen, überhaupt einen Wert hat.

Die Börse, eine Parallelwelt, ist ein seltsamer Ort. Dort kommen schätzungsweise auf einen Börsianer 20 Monitore.  Es sieht dort aus wie auf einer riesigen Lan-Party und gezockt wird auch reichlich. Über die Bildschirme flimmern Zahlen, die Werte ausdrücken, die möglicherweise gar nicht real existent sind. Werte, die auf Einschätzungen und Spekulation beruhen. Phsychologie soll auch dabei eine Rolle spielen. Leute, die weiße Hemden tragen und Schweißflecken unter ihren Achselhöhlen haben, fuchteln aufgeregt in der Luft herum und schreien. So stelle ich mir eine Irrenanstalt vor. Dieser Ort ist eiskalt, befremdlich, die Stimmung derzeit besonders gedrückt, die Kurse auf Talfahrt. Zur Hölle mit ihnen! Von mir aus kann der Dax krepieren und auf dem Friedhof der Kuscheltiere verwesen. Wenn die arbeitende Bevölkerung erst mal begreift, dass sie allein für diesen Schlammassel aufkommen muss, wenn wieder die wilde Axt im Sozialsystem kreist, um den Status Quo der Eliten aufrecht zu erhalten, sollten sie „denen da oben“ angemessenes soziales Feedback zukommen lassen, dann wird deren Problem, wie die Finanzmärkte reagieren, das kleinere sein….

Jetzt lehne ich mich erstmal entspannt zurück, schaue zu wie das Scheißsystem am Abkacken ist und wage einen optimistischen Blick in eine Zukunft, wo es wieder auf die Realwirtschaft ankommt:

Börse dicht gemacht ;-)Bildquelle: herr g. Creative Commons

19 Kommentare zu “„Wie reagieren die Finanzmärkte?“ Drauf geschissen!

  1. Pingback: » So stelle ich mir eine Irrenanstalt vor… Nachtwächter-Blah

  2. Wenn du irgendeine Versicherung besitzt, bist du automatisch mit an der Börse, denn diese Grossanleger bestimmen ja das Geschehen und wollen aus deinen Beiträgen dir mehr machen….und nebenbei noch an der Masse mit was verdienen, das ist klar. Und wenn ein Grossteil der Wirtschaft auf Kredit läuft, wenn z.B. der Staatkonjunkturprogramme auflegt, entfernen wir uns von der Realwirtschaft, dies war doch deutlich zu spüren, wo Lehmann abgekackt ist, warum musste da bei MAN kurzgearbeitet werden? Also ein vollkommenes besinnen auf nur hinterlegte Realwerte, würde uns im Wohlstand zurück werfen, weil der Kredit das ganze schmiert – in wieweit es da das Schneeballsystem Börse geben muss oder es langt ein vernünftiges Bankensystem zu haben ist die wohl alles entscheidende Frage.
    Ich weiss nur wenn ich den DAX dort sehe wo er jetzt dümpelt sinkt meine Überschussbeteiligung in der Berufsunfähigkeitsversicherung und ich werde wieder höhrere Beiträge bezahlen müssen.

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    • Der letzte Satz sagt alles. Dritte zahlen die Zeche für die Geldschieberei am Casinospieltisch. Ein System was auf Schulden Zins- und Zinseszins basiert, ist wie ein Haus auf Sand, das immer wieder einstürzt. Wenn ein paar Großbanken oder einige Pleitestaaten das ganze System in den Abgrund reißen können, sollte man sich doch endlich mal fragen, ob nicht das System selbst das Problem ist und nicht irgendein „anonymer Systemfehler“

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  3. super Artikel Tom 😀
    Wie Volker Pispers es so gut sagte: Wenn morgen all die Finanzschmarotzer (Investementbanker, Unternehmensberater, usw.) oder die wirklichen Helfer (Polizei, Feuerwehr, Krankenschwester, usw…) von der Bildfläche verschwünden… wen würdet ihr mehr vermissen?
    hehe, schönes Gedankenspiel…

    Zum Artikel passt auch der vorgestern ausgestrahlte Film von Michael Moore auf ZDF: Kapitalismus, eine Liebesgeschichte.

    zu: „…was die Akteure auf den Finanzmärkten für sich „arbeiten“ lassen, überhaupt einen Wert hat.“
    Das funktioniert nur, weil wir das fu***** System akzeptieren…. Wenn ab morgen die meisten Menschen den $ und € wegwerfen und Tauschhandel o.ä. vollziehen würden, hätten wir eine Macht, die keiner so leicht zerschlagen könnte. Aber die Menschen sind ängstlich. Hat man ja schon in der Schule gesehen: „Nein, das können wir doch nicht machen, wir bekommen doch ne Sechs“. Oh man… wie kann ein Lehrer der ganzen Klasse ein Sechs geben?
    Und das ist nicht nur in der Schule, es ist überall so. Die Menschen brauchen mehr Verstand und Selbstbewusstsein.

    nice weekend

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  4. Ja mit dem zurücklehnen ist das nicht ganz so einfach, da hat sich schon mancher das Genick gebrochen. wie wär es, wir warten nicht ab, sondern schaffen wieder unsere Parallelgesellschaften, weil sonst ist der euro vielleicht bald so viel wert wie der Kenia Schiling und Brot ist nicht mehr erschwinglich. Ich denke, wir sollten uns nicht nur Gedanken machen, sondern auch Taten folgen lassen, wie z. B. schnell einen Garten erstehen. Das hilft nicht nur den unsinn zu vergessen, es ist auch noch gesund. Das Bierchen oder den Obstwein kann man ja auch mit Freunden unterm Apfelbaum trinken 😉 Viele Grüße Mike

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  5. Yo, Mike hast ja recht, vorbeugen ist besser als nach hinten fallen. Doch bezüglich des Finanzsystems sind wir ohnmächtig, da hilft nur abzuwarten bis es sich mal wieder selbst zerlegt und zu hoffen das der Mensch endlich daraus lernt und die notwendigen Konsequenzen zieht. Was wir tun können ist, sich so weit wie möglich davon unabhängig zu machen, Du hast die Richtung angedeutet.

    „Ich freu mich auf den Tag, so an dem Babylon fällt,
    an dem das Licht der Liebe unseren Himmel erhellt,
    an dem all das Gold und Silber nichts mehr zählt,
    an dem es an nichts mangelt und niemanden ‚was fehlt.“
    Ganjaman

    In diesem Sinne

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  6. …Du meinst auf den Hinterkopf… 😉 Ich bin der Meinung, hoffen reicht nicht mehr, denn die stirbt ja dann auch kurz vorm Schluß. Uns muß klar werden, das wir nicht auf eine schon andere bestehende Idee nur umschwenken (wählen) können, Die finden sich doch alle am gleichen Napf ein.
    Ob die Pleitestaaten die Abzocker sind wage ich stark zu bezweifeln. Die Abocker sitzen hier und heißen Ackermann & Co. KG. Wir müssen begreifen, das das Übel nicht in Griechenland, Spanien, Portogal oder sonst wo sitzt, wie man uns weiss machen will – es sitzt an unserm Tisch und wir geben ihm noch jeden Monat unser Steuergeld, damit er weitere Verwüstungen auf dieser Welt anrichten kann. Armer deutscher Michel, da muß dir aber bald was einfallen!!!
    PS die Zeilen sind sehr gut, kannte ich noch nicht, vielen Dank, naja bildungsfernes Publikum halt 😉 Salute venceremos companeros

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    • Nein, die kleinen Pleitestaaten sind nicht die Abzocker, sie sollen aber als Sündenböcke herhalten. Die boulevardeske Kampagne gegen die „Pleite-Griechen“ läuft ja schon seit über einem Jahr, begleitet von der Mär, dass der „arme deutsche Steuerzahler“ für die „faulen Griechen“ aufkommen muss. Sowas glaubt aber nur der „geBILDete“ Bürger 😉 Tatsächlich bin ich aber nicht in der Lage jemanden zu benennen, der auch nur einen müden Euro nach Griechenland überwiesen hat 😉 In Gegenteil: Deutsche Banken verdienen an weiteren Krediten und die Griechen kaufen vom frischen Geld deutsche Produkte, vielleicht sogar Waffen, um die Migranten von der Wohlstandsfestung Europa fernzuhalten,…

      Das Problem sind nicht die kleinen Pleitestaaten, eher das Symptom dafür, dass das Shitsystem das eigentliche Problem ist. Die vielen Abhängigkeiten machen das System labil. Wir sind von den USA abhängig, die wiederum von den Chinesen, die den Amis reichlich Geld geliehen haben. Deutschland ist als Exportnation von beiden abhängig.

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  7. Wir sind alle Lemminge: die Börsianer, Investment-Makler, Broker, Banker und auch Otto-Kleinanleger: ein Grosslemming gibt die Richtung an, alle stürzen sie blind hinterher!
    Kann mir mal einer erklären, warum sich kein Schw Mensch vor Wochen überlegt hat, was die US-Insolvenz anrichten wird und selbst in den Tagen nach dem Verstopfen des grossen Loches durch Aufreissen vieler kleinerer und mittlerer Löcher kam keine Reaktion – solange nicht, bis irgend ein Hedgefondler oder Money-Guru-Lemming „hinterstürzen“ schrie?

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  8. Wenn man die Zeitung zumThema aufschlägt, könnte man meinen es sei bereits Dooms-Day.
    Die Analogie zu Lemmingen ist passend gewählt 🙂 Ich bin ja froh, dass ich kein Anleger bin, das Geld arbeitet nicht für mich, aber ich arbeite fürs Geld.

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  9. Ein Insider hat übrigens darauf gewettet, dass die US-Anleihen ihr AAA Kreditrating verlieren:

    The value of the trade was about $850 million dollars. In simple terms, if that was a direct bond buy, no one would be talking about it.

    However, with the use of futures, you have to have margin capacity behind the trade. That means with a single push of a button someone was willing to commit more than $1 billion of real capital to this trade with expectations of a 10-to-1 return ratio.
    Quelle

    Ich sach ja, dichtmachen die Börsenanstalt 😉

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  10. Ich denke schon dass der kleine Mann (oder Frau) die Zeche zahlt, was die Banker angerichtet haben. Aber warum tut keiner was dagegen.
    Gegen Stuttgart 21 wird doch auch demonstriert, wobei diese Geschichte 100 mal schlimmer für die Menschen ist.
    Kapiert das keiner weil es zu abstrakt ist?

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  11. Ist doch völlig verfahren alles, Die Linke, die Grünen, die SPD verbünden sich mit dem Großkaptial und wollen gemeinsam die Menschen versklaven (siehe Forderung nach Eurobonds)
    Ich habe vor kurzem jegliche Leistung eingestellt und lebe in den Tag, kann nicht mehr anders, habe keine Perspektive mehr.

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