„Neger“ ein Wort, das ich nicht will und nicht brauche!

Ausgerechnet Kristina Schröder lieferte den Anschub für eine öffentliche Debatte darüber, ob es richtig ist, die Vokabel „Neger“ aus Märchenbüchern in neueren Auflagen zu streichen und durch einen neutralen wertfreien Begriff zu ersetzten. Die Familienministerin hatte sich bislang nicht gerade als Speerspitze im Kampf gegen Rassismus ausgezeichnet, fiel eher durch Attitüden wie „deutschfeindlichkeit“ auf. Nun erklärte sie in einem Interview, dass sie „Negerkönig“ in Südseekönig übersetzt, wenn sie ihrem Kind Pippi Langstrumpf vorliest. Ein guter Ansatz zwar, aber in der Konsequenz geht mir das nicht weit genug. Ich würde auf Kinderbücher bzw Kinderlieder, die das eindeutig diskriminierende historisch belastete N-Wort enthalten, gänzlich verzichten.


„Die Zeit“ brachte in dieser Woche mehrere Artikel zum Thema, dabei wurde auch eine Umfrage der „BAMS“ zitiert, wonach 50 % der Deutschen dafür sind, diskriminierende Wörter wie „Neger“ und „Zigeuner“ zu entfernen, 48 % waren dagegen. Regional gab es Unterschiede: Im westlichen Teil Deutschlands waren 52% für die Streichung oben genannter Termini, die Herabsetzung zum Ausdruck bringen, im Osten waren nur 37% dafür. Bei den höher Gebildeten waren nur 37% für die Anpassung der Texte.

Ich bin mir nicht sicher, wie ich als Teilnehmer dieser Umfrage geantwortet hätte. Einerseits bin ich der Meinung, dass unser reichhaltiger deutscher Sprachschatz locker auf das N-Wort verzichten kann, andererseits ist die Eliminierung des selbigen aus Kinderbuchklassikern eine Verfälschung des Originals, welches den vorherrschenden Zeitgeist einer Epoche widerspiegelt, der gegenwärtig als schlechtes Beispiel dienen könnte.

Kürzlich wurde ich einmal mehr unfreiwillig Ohrenzeuge einer Stammtischdebatte, deren Teilnehmer das Diktat der politischen Korrektheit beweinten, sich darüber echauffierten nicht mehr „Neger“ sagen zu dürfen und sich nach den guten alten Zeiten sehnten, als es den „Negerkuss“ noch gab. Wirft man diesen Leuten Geringschätzigkeit oder Diskriminierung vor,  versuchen sie sich damit herauszuwinden, dass „Neger“ nur eine Beschreibung von Menschen mit dunkler Hautfarbe sei und nicht böse gemeint (hinter vorgehaltener Hand hört sich das allerdings anders an, der verächtliche Unterton ist meist unüberhörbar). Dass dieses Wort weit über den diskriptiven Charakter hinaus geht, weil damit im historischen Kontext (Sklaverei, Kolonialisierung, Rassentrennung)  weitere Merkmale verknüpft sind, ist nun mal Fakt.. Das N-Wort zur Bezeichnung von Menschen mit dunkler Haut brauchen nur Rechtsextreme, Nazis und Rassisten jeglicher couleur um ihrer gräßlichen Ideologie Ausdruck zu verleihen.

Für mich ist entscheidend, wie ein Mensch empfindet, der als „Neger“ bezeichnet wird. Fühlt er sich verletzt, gekränkt, diskriminiert, ausgegrenzt oder beleidigt? Die Antwort ist in den meisten Fällen eindeutig JA! Es ist eine Frage der Mitmenschlichkeit, der Empathie und vor allem der Achtung, wie man miteinander umgeht. Dieser Umgang findet auch in der Sprache Ausdruck. Daher will und brauche ich dieses N-Wort nicht! Das hat weniger mit politischer Korrektheit, schon gar nichts mit Gutmenschentum, aber viel mehr mit Respekt zu tun, den ich meinen Mitmenschen grundsätzlich entgegen bringen möchte. Ich kann es auch politisch inkorrekt,  indem ich auf dem Höhepunkt einer hitzigen Debatte Neger-Sager als rassistische Stoffwechselendproduktabführrosetten oder kurz „Arschlöcher“ bezeichne. Ist natürlich kein Argument, erleichtert aber manchmal 😉

Sprache befindet sich im stetigen Wandel. Der weitgehende Wegfall von Vokabeln wie „Neger“ oder „Krüppel“ womit körperlich gehandicapte Menschen früher oft abfällig betitelt wurden, aus dem deutschsprachigen Raum, ist in meinen Augen ein Zeichen positiver gesellschaftlicher Entwicklungen. Leider gibt es auch negative, wie der politische Neusprech immer wieder zeigt,…

31 Kommentare zu “„Neger“ ein Wort, das ich nicht will und nicht brauche!

  1. Samuel L. Jackson, seines Zeichens Afroamerikaner, hat sich hierzu in einem Interview geäußert, ich habe es im Kölner Stadtanzeiger gelesen, aber ich vermute das auf der Webseite der Berliner Zeitung ist wortgleich (ist ja alles Dumont): http://www.berliner-zeitung.de/magazin/interview-mit-samuel-l–jackson-ich-haette-den-nigger-jim-nicht-ausgelassen,10809156,21490672.html
    Lesenswert, finde ich.
    Mir persönlich kommt manchmal übertriebene politische Korrektheit rassistischer vor, als der offene Umgang mit Vokabeln, die im Laufe der Zeit eine andere Bedeutung erlangt haben.

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    • Danke für den Link, liebe Mayarosa. Das Interview mit Samuel L. Jackson ist in der Tat lesenswert, obgleich ich mich eher auf den deutschen Sprachraum bezog. Ich habe auch einen Verweis auf einen interessanten Text von Abini Zöllner
      Netz gegen Nazis: Warum ich das nicht mehr hören will-> Neger

      Aus Gründen reagiere ich auf das N-Wort ziemlich sensibel. Es aus meinem Alltagswortschatz zu streichen, indem ich darauf verzichte dunkelhäutige Menschen so zu nennen, halte ich nicht für übertriebene politische Korrektheit, sondern für konsequent. Meine Ansichten hierzu sind radikal, radikal antirassistisch. Ich finde ich gehe mit dieser historisch belasteten Vokabel offen um, indem ich offen schreibe, dass ich sie scheiße finde.

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      • Ich wollte auch gar nicht dich kritisieren. Und auch ich nenne Menschen dunkler Hautfarbe nicht Neger, da sie das verletzen würde. Ich habe aber kein Problem, meinem Kind die Geschichte von Pippi Langstrumpf samt Negerkönig vorzulesen und ihm auch zu erklären, was es mit dem Wort auf sich hat. (Da hatte ich in anderen Kinderbüchern mehr Probleme und habe manchmal Dinge ein bisschen anders vorgelesen, als sie da standen.)
        Ich stimme da Samuel L. Jackson zu, es kommt viel mehr darauf an, wie ich etwas sage bzw. was ich dabei denke.

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        • Ja o.k. ich gebe Dir recht, Astrid Lindgrens Geschichten sind toll, sie nur wegen dem „Negerkönig“ zu boykottieren, wäre tatsächlich überzogen. Ich denke nicht, dass die schwedische Autorin rassistisch war. „Neger“ war zu jener Zeit nicht grundsätzlich negativ konnotiert, es kommt auch immer auf dem Zusammenhang an. Heute sieht es leider anders aus. Ältere Leute höre ich manchmal noch,teils aus Gewohnheit, teils aus Naivität. „Neger“ sagen ohne dass sie es beleidigend meinen, nicht ahnend, dass es so Bezeichnete verletzen könnte. Ich protestiere aber jedes Mal, wenn ich das höre.

          Samuel L. Jackson fällt es vermutlich leichter über dieses Thema recht locker und leger zu sprechen. Als reicher berühmter Schauspieler befindet er sich in einer gesellschaftlich sicheren Stellung. Anders sieht es bei einem Afrodeutschen aus, dem man die Mietwohnung verweigert, weil man „Neger“ nicht in der Hausgemeinschaft haben will. Der Betroffene kann sicherlich nicht so entspannt über „Negerkönige“ plaudern wie Samuel L. Jackson.

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        • Gebe dir völlig recht. Allerdinigs dürfte es dem Abgelehnten ziemlich egal sein, ob er abgelehnt wird, weil er ein Neger oder weil er ein Bürger dunkler Hautfarbe ist. Rassismus und Ausgrenzung beginnen im Herzen und im Kopf. LG

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      • Tom oder wie auch Ihr unwerter Name in der Realität lautet, Sie sind ein gehirngewaschenes dummes Arschloch… meine Sprachwahl gefällt mir nicht sehr, aber so ein Vollhonk wie Sie versteht es sonst nicht. Die deutsche Sprache ist ein Kulturgut und Sie Spinner wollen es berauben indem Sie dafür sind, Worte wie Neger oder Zigeuner zu entfernen? Man sollte sie und Ihre Gleichgesinnten entfernen!! Was sind Sie nur für ein mieser Nestbeschmutzer. Sie ruhen sich auf dem aus was die geschaffen haben die Sie verteufeln. Ein Parasit sind Sie, mehr nicht. LMAA sagte schon G. von B.

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        • Die deutsche Sprache ist ein Kulturgut, aha. Deine Wortwahl lässt vermuten, dass du leider nur einen kleinen Teil des wunderschönen deutschen Vokabulars beherrscht. War die Bahnhofsklotür dein Deutschlehrer? Geh einfach wieder kacken….
          Deine offenbar braun gefärbte Ideologie wirst du dadurch aber nicht los :mrgreen:

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      • meine Güte was für ein Idiot Tom ist. Bei Amazon ist dieses Buch schon unter den besten Zehn haha
        Hast Du Ignorant jemals eine Seite des Buches gelesen? Garantiert nicht. Nachplappern der Gehirnwäscherweisheit ist Deine Welt, mehr nicht. Ein verblödeter Mitläufer bist Du, Basta…. punktum. Denke ich belasse es dabei, mehr würde Deinen geistigen Horizont überschreiten und Dich hoffnungslos überfordern.

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        • Nein ich habe mein K(r)ampf nicht gelesen. Warum sollte ich die wahnhaften Ausführungen eines Rassisten und Massenmörders lesen? Dafür ist meine Lebenszeit zu kostbar.
          Deine Kommentare hier haben nur einen Nutzen: Man sieht welch geistes Kinder es toll finden „Neger“ zu sagen.

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  2. Es ist tatsächlich eine schwierige Frage, wie man in der Literatur mit solchen Worten umgeht. Allgemein würde ich sagen, dass man Werke der Literatur nicht abändern sollte… Was man alles an frauenverachtenden und rassistischen Dingen aus Büchern streichen müsste! Nun sind Kinderbücher aber auch Literatur.
    Und da beginnt die Zwickmühle, denn natürlich will man seinen Kindern solche Ansichten und solche Worte nicht beibringen. Eine schwierig zu beantwortende Frage.
    Viel einfacher ist es, zu beantworten, wie man im Alltag mit solchen Worten umgehen soll: Natürlich sollen sie aus dem aktiven Vokabular gestrichen werden!
    Ich bin auch dafür, die Kinderbuchklassiker lieber zu überarbeiten als sie ganz zu verbannen — das wäre schade. Andererseits glaube ich nicht, dass Menschen, die zum Beispiel Frauen abfällig als Weiber bezeichnen, dies tun, weil sie zu viel Goethe gelesen haben, oder dass solche besonders gern mit dem Wort „Neger“ um sich werfen, weil sie große Pippi-Langstrumpf-Fans sind.

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    • Danke für Deinen Kommentar 🙂
      Ich habe auch mit mir gerungen, bin mittlerweile eher dafür Literarische Werke im Original zu belassen, aber nicht ohne sie kritisch zu begleiten. Im Nachbarort gibt es ein Denkmal, welches dem Gründer einer „Krüppelanstalt“ gewidmet ist. Dort befindet sich eine Behinderten-Werkstatt. „Krüppelanstalt“ ein schauderhaftes Wort, gehörte wohl früher zum Alltagswortschatz. Ich mag solche Wörter nicht hören, deshalb gehören „Krüppel“ „Neger“ „Schwuchtel“ und natürlich auch „Weiber“ nicht zu meinem Standardvokabular. Es kommt natürlich auch immer auf den Kontext und auf den Ton an, der ja bekanntlich die Musik macht bzw für Disharmonie sorgt,…ich habe mir wohl ein Thema ausgesucht, das nicht einfach ist. (Stell Dir an dieser Stelle einen Tom vor, der gerade seufzt).

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  3. … ja darum rotten wir als Vasallen von Hollande (für dessen Uranmine) in Mali die Tuareg ein wenig aus, kann ja nicht alles die NATO gesponserten NTC-Rats in Libyen machen

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    • Ach was! Nur wieder jemand der über das angebliche Diktat der politischen Korrektheit weinerlich lamentiert und über Sprechverbote und Tabus phantasiert. Ein Artikel voller Pauschalisierungen ohne Fakten. Bei der Stelle über den Klimawandel bin ich dann ausgestiegen, weil es mir zu absurd wurde.

      Kann mich nicht erinnern je einen guten Artikel im Focus gelesen zu haben. Der Focus taugt gerade mal für den Lokus 😉

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  4. Genau diese Reaktion beschreibt der Autor und deine Reaktion trifft den Nagel sozusagen auf den Kopf. Treffender hättest du es nicht darstellen können.
    Ich war lange auf deiner Seite, habe als Jugendlicher in den „Siebzigern“ unter dem alles erstickenden Meinungsdruck der Konservativen Gesellschaft gelitten und dagegen gekämpft. Ich habe dann große Hoffnungen in die Veränderungen der Gesellschaft gesetzt, die sich zunächst auch erfüllt hat. Nun ist die inzwischen etablierte Linke keinen Deut besser und erstickt jeden freien, alternativen Gedanken im Keim. Was nicht in die Schablone passt wird erst mal niedergebügelt. Noch handelt es sich um eine Vorstufe – der Andersdenkende wird lächerlich gemacht oder seine Gedanken dem „Lokus“ zugeordnet. Die nächste Stufe ist die Zensur und das Verbot und die Drohung. Ich frage mich…sind wir schon wieder auf diesem Weg. Das macht mir wirklich Angst.

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    • Welche Reaktion? Das Stuss zu nennen, was ich dafür halte gehört auch zur Meinungsfreiheit. Die Münchner Illustrierte druckt kurze Texte, die einfach zu rezipieren sind, daher halte ich die Bezeichnung „Lokuslektüre“ für adäquat. Die Leserschaft bezeichnet sich selbst zu einem Drittel als rechts, vor diesem Hintergrund verwundert es mich kaum, das da über „linke Meinungsdiktatur“ fabuliert wird.
      Habe den Artikel inzwischen weiter gelesen, besser wird er nicht. Er trägt auch nichts Erhellendes dazu bei, warum die Vokabel „Neger“ so unentbeerlich sein soll. Der einzige der den Nagel auf den Kopf trifft ist einer von ganz wenigen kritischen Kommentatoren

      Diese Leute die jetzt einen auf political incorrect machen, können selbst keine Kritik ab und das interpretieren sie als Sprechverbot.

      Sehe ich ähnlich.

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  5. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat das Wort ‚Neger‘ tatsächlich nichts mehr verloren. Viele weitere Worte ebenfalls nicht. Auch und gerade im täglichen miteinander sollte jeder auf solch diffamierende Bezeichnungen verzichten. Damit wird sich auf kurz oder lang die Sprache von selbst ‚bereinigen‘. Oder kennt jemand noch das Wort ‚Plumeau‘? Doch werden sich diese Bezeichnungen sehr, sehr langsam aus der deutschen Sprache verabschieden – da jeder mal ein Zigeunerschnitzel bestellt oder eben auch mal Pipi Langstrumpf und andere Literatur aus einer Zeit liest, in der diese Bezeichnungen gebräuchlich waren. Ich denke wir werden es nicht mehr erleben, dass das Kind seinen Vater fragt: „Du Papa, was ist eigentlich ein Neger?“ und der Vater sagen muss: „Frag doch mal Oma, ich glaube die kennt das Wort noch.“

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  6. Wenn ich das Wort Neger höre habe ich immer eine sehr schöne Assoziation. Da denke ich sofort an Negerküsse – LECKER.
    Frage mich was an den schmackhaften Teilchen rassistisch sein soll.
    Auf solche Gedanken kommen doch nur Spassbremsen, Nörgler und arme Schweine.
    Wobei ich das arme Schwein keinesfalls diskriminieren will

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