„Deutschland geht es gut“ wird aus gut unterrichteten führenden politischen Kreisen in den letzten Jahren regelmäßig verlautbart. Diese Aussage ist grundsätzlich korrekt, aber keine neue Erkenntnis, denn dieser Status Quo hat seit mindestens über 40 Jahren Bestand. In Relation zum Rest der Welt geht es uns in Deutschland wirklich gut, wir gehören weltweit zu den reichsten 20%. Das viel zitierte „Jammern auf hohem Niveau“ hierzulande lässt sich also nicht völlig von der Hand weisen. Auf der anderen Seite frage ich mich, warum Politiker in jüngster Zeit ständig kolportieren, dass es uns so blendend geht. (Vielleicht ist „blenden“ das Stichwort?) Selbstbeweihräucherung ist jedenfalls gänzlich unangebracht, denn mit der Arbeit derer, die uns in den letzten Jahrzehnten regiert haben, hat es m.E. wenig bis gar nichts zu tun.
Ist es nur politisches Geschwafel oder steckt dahinter taktisches Kalkül?
Offenbar Beides. Ich denke, dieses Deutschland-geht-es-gut-Gesülze ignoriert bewusst die Entwicklungen der letzten Dekaden, die zunehmende Ungleichverteilung mit sich bringt.
Betrachtet man Deutschland als Patienten, sieht er rein äußerlich betrachtet noch ziemlich gut aus. Anzeichen von Verfall werden kosmetisch überdeckt. Bei Schmerzen werden nur die Symptome, nicht die Ursachen mit teuren bitteren Pillen bekämpft. Dieser Patient sollte mal in die Röhre geschoben werden, dann würde wahrscheinlich folgendes diagnostiziert: Schleichender, aber chronischer Sozialabbau, in Fachkreisen auch „Agenda 2010“ genannt und zunehmend ungehemmter Kapitalismus, der sich wie ein Geschwür im Inneren ausbreitet, bei unkontrollierbarem Wachstum zu einem bösartigen Tumor anschwellen kann.
Und was meint „Doktor“ Pispers dazu?:
Schaut man sich aktuell noch die langen Schlangen vor den Apple-Stores an, wenn die Bespaßungselektronik-Klitsche aus Cupertino ein neues maßlos überteuertes, völlig überhyptes Produkt auf den deutschen Markt schmeißt und sieht dann herüber auf die Schattenseite, wo sich immer mehr Menschen bei den Armenküchen anstellen müssen, erkennt man die Ambivalenz, die für den Zustand dieser Republik leider bezeichnend ist. Um es mit anderen Worten zu sagen: Es ist ein krasser trauriger Kontrast.
Stimmt, und es sieht nicht so aus, als wollte die Schere sich schliessen.
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Im Gegenteil, sie geht immer weiter auseinander und kein politisch Verantwortlicher tut etwas dagegen, die Lage wird nur beschönigt.
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Krasser, trauriger Kontrast von arm und reich. Wie überall. Da macht’s nicht mal einen Unterschied, ob es Russland, China, die USA oder Deutschland sind. Wenn ich mal meine Mutter davon überzeugen könnte…
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