Deutsche Soldaten in Afghanistan an die Front?

Zu diesem Thema las ich zwei Artikel in der „Blogosphäre“ die Meinungen reflektieren, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.

Der Eine, Telegehirn, macht auf mich den Eindruck eines lyrischen Hammerwerfers, der seine Leser mit seinen Ansichten erschlagen will, anstatt zu überzeugen. Er scheint gerne zu provozieren und zu polarisieren, sieht sich offenbar als Universalkenner des Ist-Zustandes dieser Welt, während er seine Kritiker nicht selten als verblendete Idioten darstellt, denen er bei einem konspirativen Lagerfeuer dann die Wahrheit über die Weltlage verrät, worauf sie, die Unwissenden, aufgrund der brutalsten Aufklärung durch das Telegehirn, zu weinen anfangen. Let it burn

Der andere Autor, der Spiegelfechter, näherte sich dem gleichen Thema auf ironisch witzige Art. Im Vergleich zum „Hammerwerfer“ wirkt der Spiegelfechter beinahe wie ein Textfiligran, der auch in seinem Kommentarbereich einen faireren Umgang mit seinen Lesern pflegt und Niemanden empfiehlt einen Therapeuten aufzusuchen.

Telegehirn:

…Die Aufforderungen aus den USA und Kanada, besonders an Deutschland, sich endlich mit Kampftruppen, auch im Süden Afghanistans zu beteiligen, sind mehr als deutlich…

Spiegelfechter:

Gut, dass das der Kaiser nicht mehr miterleben muss. Die deutschen Soldaten in Afghanistan gelten mittlerweile weltweit als bettnässende Muttersöhnchen – Feiglinge, die lieber in ihren kuscheligen Stützpunkten Tee und Bier trinkend das Leben genießen, während draußen die tapferen Völker Amerikas, Kanadas, Englands und Norwegens das christliche Abendland im fernen Hindukusch verteidigen.

Telegehirn:

…Dabei haben die Deutschen wieder einmal nicht wirklich etwas aus der Geschichte gelernt, denn nicht durch den durchaus ehrenhaften Pazifismus kann die Welt vor der Tyrannei geschützt werden, sondern nur durch das beherzhafte Bekämpfen aller Bedrohungen für die Freiheit der Welt…

Ich habe immer Probleme mit der Glaubwürdigkeit von Menschen, die von anderen fordern, was sie selbst nicht leben. Telegehirn, der zum beherzten Kampf zur Verteidigung der Freiheit aufruft, hat sich selbst erfolgreich um die Wehrpflicht „herumgedrückt.“

Spiegelfechter:

…Es geht ja schließlich auch um Deutschlands Sicherheit – nicht auszudenken, was in den Straßen Düsseldorfs, Passaus und Castrop-Rauxels passieren würde, wenn Afghanistan anstatt von Warlords, die den Exil-Paschtunen des Popalsai-Clan nahe stehen, plötzlich von usbekischen Warlords oder gar paschtunischen Mudshadeddin regiert würde…

Telegehirn:

…in Afghanistan sind deutsche Soldaten fest in die Strukturen westlicher Verteidigung eingebunden und daher sollte man einem Engagement deutscher Kampftruppen, wenn auch mit gewissen Bedenken, zustimmen.

Spiegelfechter (im Kommentarbereich, Kommentar Nr.38):

Vor allem sollte sich der Westen erst einmal klar äußern, was er dort eigentlich will. Der Westen will dort keine Brunnen bauen und Afghanen helfen, das ist Schwachsinn. Er will ein ihm genehmes Regime dort an der Macht halten und den Staat möglichst stabil halten um eigene Interessen zu wahren. Das kann man machen, aber man muß es auch sagen.

Über diese Aussage vom Spiegelfechter, sollten sich die Leser Gedanken machen 😉

Diese Zitatausschnitte können nur einen Eindruck vermitteln, deshalb empfehle ich, beide Artikel vollständig zu Lesen:
Telegehirn: Germans to the front !?
Spiegelfechter: Germans to the front

Bermerkenswert, dass Beide die gleiche Überschrift wählten, aber völlig unterschiedliche Ansichten vertreten. Überflüssig zu erwähnen, dass mich der Spiegelfechter mehr überzeugt hat 😉

[update: 11.02.2008]

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Kurokasai: Mit Vollgas gegen die Wand