Zensur? Bundesprüfstelle entfernt Blog

Einen Beitrag zuvor echauffierte ich mich noch über die möglichen Einschränkungen der informationellen Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit durch Telemediengesetz und Abmahnanwälte, da lese ich diese Meldung:
Bundesprüfstelle macht Blog dicht.
Zugegeben, der Inhalt dieses Blogs, von einer angeblich Minderjährigen, ist mehr als grenzwertig. Die Betreiberin, offenbar selbst magersüchtig, glorifizierte ihre Magersucht und gab Anleitungen wie man durch die Verweigerung der Nahrungsaufnahme dürr „schlank“ und unansehlnlich „schön“ wird.
Die BPjM hat das private Blog „ana-hanna.blogspot.com“ aufgrund von Nachahmungsgefahr deshalb als jugendgefährdend eingestuft und dessen Einstellung bewirkt.

blog_entfernt
Das geht eindeutig zu weit! Auf der einen Seite leihern unsere „Volsksvertreter“ den Singsang von der Eigenverantwortung herunter, auf der anderen Seite wird alles totreglementiert und wegzensiert. Mal abgesehen davon, dass so ein kleines Blöglein im Vergleich zum TV, welches tagtäglich falsche Schönheitsideale vorgaukelt und den Schlankheitswahn fördert, eine verschwindend geringe Reichweite hat, zeigt diese Aktion, was wir in naher Zukunft zu erwarten haben. Demnächst entscheidet der Staat was wir lesen dürfen. Freies Bloggen kann morgen schon Schnee von gestern sein!
Vielleicht muss die Bundesrepublick Deutschland in Zukunft unbenannt werden zur Volksrepublick Deutschland,… 😉

Ich höre gerade: Bob Marley – Revolution
They will always want to control us forever,.. tönt es aus dem Lautsprecher. Wie wahr.

14 Kommentare zu “Zensur? Bundesprüfstelle entfernt Blog

  1. Hallo Tom,
    in diesem Fall muss man wohl etwas vorsichtiger mit kritik an dieser Entscheidung sein. Ich habe an anderer Stelle in der Blogospähre Teile aus der Begründung für das Verbot gelesen (die kann man anfordern) und was da ausführlich begründet wird, lässt hier wohl nicht den Vorwurf einer „Zensur“ zu.
    Grundsätzlich bin ich Deiner Ansicht, aber ab und an gibt es mal die zulässige Ausnahme. Und es ist sicher auch kein Angriff auf die Meinungsfreiheit, wenn ein die Magersucht glorifizierendes Blog (mit Magersucht-„Community“) aus dem Netz genommen wird.
    Dein Vorwurf gegen TV trage ich im übrigen mit.
    Viele Grüße und schönes Wochenende,
    zeitcollector

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  2. Ist anna-hannah oder ein ähnlicher Name nicht eine Aktion GEGEN Magersucht?
    Sollte das der Fall sein, dann hat entweder die Betreiberin des Blogs diesen Namen versucht ins Gegenteil zu kehren oder es handelt es sich um eine PR-Aktion.
    Was auch immer es ist, ich weiß nicht genug davon und frage mich, warum der Blog nicht einfach gelöscht wurde, da das bei blogspot sicherlich innerhalb der AGB möglich ist.

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  3. „was da ausführlich begründet wird, lässt hier wohl nicht den Vorwurf einer “Zensur” zu.“
    Die Prüfstelle hat das Blog indiziert. Daruafhin wurde es von Google vom Netz genommen. Wieso bitteschön sollte man dies nicht Zensur nennen? Es mag ja vielleicht gute Gründe dafür geben, aber es ist und bleibt Zensur!

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  4. Hier ein Auszug aus der Begründung, des BPjM:

    Medieninhalte, die suggestiv fordernd auf Kinder und Jugendliche einwirken, um sie zu Lebensweisen zu drängen, welche dem Erziehungsauftrag, der auch die Sorge um das körperliche Wohl umfasst, widersprechen, erfüllen nach Auffassung der BPjM den Tatbestand der Jugendgefährdung. (…)

    Dazu folgende Frage: Für wieviele Fernsehsendungen träfe diese Begründung ebenfalls zu, die dann folglich ebenfalls indiziert werden müssten?

    Keine Frage: Anorexia nervosa (Magersucht) ist eine ernstzunehmende Krankheit, da gibt es nichts zu beschönigen. aber hier werden mal wieder nur die Symptome bekämpft, keinesfalls die Ursachen. Die Verantwortlichen sollten sich mal lieber fragen, warum so viele junge Frauen dem Schlankheitswahn verfallen.

    Noch mal zur Klarstellung: Indizieren bedeutet nicht Sperrung, sondern Altersbegrenzung (z.B. ab 18). Da aber die sichere Feststellung des Alters im Netz problematisch und aufwändig ist, hat Google offensichtlich die Seite ganz vom Netz genommen.

    Meine Sorge ist: Diese Indizierung war eine Premiere. Wenn Vadder Staat erst mal den Fuß in der Tür hat, wann stößt er sie ganz auf? Was wird als nächstes indiziert? Regierungskritische Blogs? Sehr sensibel reagiere ich auch auf das Wort „Internetfilter“. Sehen wir in Zukunft nur noch ein gifiltertes Netz, wo andere bestimmen, was wir lesen dürfen? Fragen über Fragen,…

    Erinnert ihr Euch noch? Die Datenvorratsspeicherung wurde gerechtfertigt wegen der „Terrorgefahr“, dann wurden Begehrlichkeiten anderer geweckt.

    Gruß
    tom

    P.S. Was einmal im Internet ist, bleibt dort immer. Habe mal die Waybackmaschine angeschmissen. Die gelöschte Seite ist teilweise noch einsehbar:
    ana-hana Motivationsvertrag vom 17.Mai 2007, also schon fast 2 Jahre im Netz. Da war das BPjM aber schnell. 😉
    Ein „Motivationsvertrag in „Dichtform“. Widerlich 👿
    Macht Euch selbst ein Bild solange der Link noch funzt.

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  5. @Tom
    Im Wesentlichen bin ich Deiner Meinung. Das Bedrohliche an solchen „Ausnahmen“ (die ich in diesem Fall nach wie vor akzeptiere) ist immer das „wenn erst einmal ein Anfang gemacht ist, dann….“. Da heißt es aufpassen und etwas dagegen unternehmen (wie bei der Vorratsdatenspeicherung, Internetfilter). Das kann meiner Meinung nach aber nicht dazu führen, das alles zu akzeptieren wäre, was im Netz unterwegs ist. Das ist eine Gradwanderung, ich weiß. Aber das war es immer.
    Dein Verweis auf die Fernsehsendungen ist zutreffend. Da liegt vieles im Argen.

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  6. Pingback: mein-parteibuch.com » BPjM bewirbt Ana Hanna per Indizierung

  7. Der Vorgang von Idizierung ist doch was vollkommen normales, harte Pornos und Filme die exzessive Gewalt propagieren (also zur Nachahmung empfehlen) werden tagtäglich indiziert. Indizierung bedeutet das der Inhalt nicht mehr frei verfügbar ist und man zunächst eines Altersnachweises bedarf um ihn trotzdem zu gucken.
    Eine Seite auf der meinen, deinen, unseren Kindern empfohlen wird sich die Seele aus dem Leib zu kotzen, nichts mehr zu essen und das ganze auch noch so anzustellen das niemand was davon merkt will ich nicht zugänglich sehen. Würde jemand einen solchen Film drehen und im Kino in der Kindervorstellung zeigen wollen würde ich aber auch durchdrehen und eine Indizierung fordern.
    Warum sollte das Internet nun eine Ausnahme bleiben?
    Ich würde an deiner Stelle deinen Beitrag nochmal überdenken.

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  8. Pingback: BPjM bewirbt Ana Hanna per Indizierung - SaarBreaker

  9. @DonDummy
    da müssen einige unserem lieben Staat ja unendlich dankbar sein, dass er ihnen jegliche Verantwortung und das selbstständige Denken abnimmt, nicht wahr? Eigenständige Anwendung des Verstandes ist für einige Zeitgenossen ja auch wirlich zu anstrengend, hinzu kommen noch die schlechten äußeren Einflüsse,…

    Selbst als 16jähriger hätte ich die pseudopoetische Verherrlicherhung der Magersucht auf ana-hana’a Blog schon abstossend gefunden, so kann ich diesen Satz von Mein Parteibuch nur fett unterstreichen:

    Insgesamt ist die Indizierung mal wieder typisch für Deutschland, denn wer auch immer das Blog Ana Hanna erstellt hat, braucht sicherlich weder Werbung noch Zensur, sondern eher Liebe und Hilfe. Aber das hat Deutschland nicht im Angebot.

    WORD!

    Ich empfehle den ganzen Artikel mal zu lesen.

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  10. @tom
    Schön das du das als 16jähriger für schwachsinn erklärt hättest. Was jedoch die 12 jährige (ein Alter in der Magersucht beginnt aufzutreten) davon hält wenn sie auf eine ganze Community stösst, die genau ihre Probleme scheinbar erkannt haben und Hilfestellung und Tipps geben um beliebt, schlanker, akzeptierter whatever sein zu können.
    Und es ist dir ja auch unbenommen die Seite mit einem Altersnachweis zu betreten und den geballten Schwachsinn zu ertragen, dafür bist du eigenverantwortlich genug. Aber Kinder und Jugendliche sind das halt noch nicht. Und wenn der/die Betreiberin der Seite es für zu unbequem hält einen Altersnachweis zu implementieren (weil es ihm/ihr die Zielgruppe wegnimmt) dann ist das nicht das Poblem des Staates oder meins. Es bleibt jedoch das Kinder und Jugendliche vor solch Gefährlichen Communitys geschützt werden müssen.
    Ich empfehle als Lektüre: http://www.spreeblick.com/2009/01/22/bundesprufstelle-indiziert-blog/

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  11. Es ist doch wohl eher Aufagbe der Eltern, sich um ihre unreifen Kinder zu kümmern, als die des Staates.
    Anstatt falsche Bedürfnisse zu schaffen (Schönheitsheitswahn & Megakonsum), brauchen die Kids richtige Werte, Liebe, Freundschaft und die Motivation zum eigenständigen selbstbewussten Denken und Handeln.
    Durch restriktive totalitäre Totreglementierung lernen sie das bestimmt nicht.

    Dass widerliche Kinderpornoseiten und/oder Blogs, wo Magersucht verherrlicht wird, keiner braucht, darüber sind wir uns einig, aber die jungen Menschen, sollten selbst darauf kommen, bzw durch Eltern, Verwandte und Freunde davor beschützt werden. Der Staat kann die gesellschaftlich tiefergehenden Probleme durch gesetzl. Verbote ohnehin nicht lösen, Zensur bzw Indizierungen machen nur noch Neugieriger auf das Verbotene nur noch größer.

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