Die Erde, der verlorene Planet (7)

Kapitel 7: Die kalte Schulter

Die Nacht hat sich wie ein schützender, wärmender Mantel um die drei ungleichen Gefährten gelegt. Sie sitzen seit einer Weile still da, ihre Blicke in die Glut des Lagerfeuers gerichtet. Sarah und Tom sind tief in ihren Gedanken versunken, während Blechdosengesicht damit beschäftigt ist, tief in seinem elektronischen Gedächtnis zu wühlen.

Die Dunkelheit umhüllt sie, und nur das leise Knistern des Feuers durchbricht die Stille. Jeder von ihnen trägt die Last ihrer eigenen Gedanken und Erinnerungen in dieser düsteren Welt. Es ist ein Moment der Ruhe und Reflexion, bis Tom das Schweigen bricht:

„Das hier ist ein Alptraum, der mich wie eine Flipperkugel zwischen nacktem Grauen und absurder Situationskomik hin und her prallen lässt. Wache ich vielleicht in der Realität auf, wenn ich mich im Traum schlafen lege? Apropos schlafen: Seit der Apokalypse habe ich nicht mehr geschlafen, also seit…oh, ich merke gerade, dass ich außer dem Wechsel zwischen Tag und Nacht, jegliches Zeitgefühl verloren habe. Ich bin total verwirrt, kann keinen klaren Gedanken fassen,… einfach nur unendlich müde, ich gehe jetzt hoch zur Hütte, eine große Kappe voll Schlaf nehmen,…“ Mit einem Tonfall, der nach einer Mischung aus Sarkasmus und Resignation klingt, fügt er hinzu: „Mal sehen in welcher Realität ich morgen aufwache, falls es ein Morgen gibt….Was ist mit dir, Sarah?“

Tom hofft insgeheim, dass Sarah ihn begleiten würde, aber sie schüttelt leicht den Kopf und sagt mit einem ironischen Lächeln: „Sorry, Tom, aber ich glaube, ich bleibe lieber hier unten und genieße die Gesellschaft von Blechdosengesicht und seinen schlechten Witzen. Aber viel Glück mit deinem Schlafexperiment. Hoffentlich erwachst du in einer weniger seltsamen Realität.“ Tom schluckte seine Enttäuschung über Sarahs ablehnende Antwort herunter. Sie hatte diese faszinierende Anziehungskraft einerseits, andererseits wurde er nicht schlau aus dieser geheimnisvollen Frau. Langsam stakste er zur Hütte hoch, das Licht der Taschenlampe durchschneidet die Schwärze der Nacht und wies ihm den Weg. Während er sich von Sarah und Blechdosengesicht entfernte, hörte er noch den Scherz des Androiden: „Siehst Du Tom, Sarah findet mich attraktiver als dich, weil ich ein echter Metall-Head bin, und sie steht auf diesen rostigen Charme.“

Ihr Gelächter ist wie ein Nadelstich in Toms Herz. Er spürt erneut die kalte Schulter von Sarah, eine scheinbar unüberwindbare Schlucht in einer Welt, in der er sich nach ihrer wärmenden Nähe sehnt. Ihr erneut distanziertes Verhalten reißt an seinen Gefühlen, wie der eisige Wind an einem einsamen Berggipfel. Und was ist mit Blechdosengesicht, der ihn mit seinem dämlichen Spruch verspottet hat, ein Freund, von dem er dachte, er könne auf ihn zählen? Die Enttäuschung wiegt schwer auf Toms Seele, wie ein dunkler Schatten in der düsteren Nacht. Oder hat er das Benehmen der beiden einfach nur überinterpretiert, aufgrund des emotionalen Chaos, was in seinem Inneren tobt? Tom fühlt sich wie ein Fremder in seiner eigenen Psyche.

Als Tom die Hütte erreicht, lässt er sich erschöpft und niedergeschlagen auf das provisorische Bett fallen. Seine Gefühlswelt war ein Sturm aus Verwirrung, Enttäuschung und Sehnsucht, der ihn in einen tiefen Schlaf zieht, in dem er vorübergehend vor der Kälte dieser Welt fliehen kann.

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