Kenia im Chaos

Dieses Land galt immer als ein Model für Stabilität in Afrika. Dieses Bild wurde durch Kibaki’s immer offensichtlicheren Wahlbetrug zerschmettert. Spätestens seit der Aussage des Vorsitzenden der Wahlkommission Samuel Kivuitu:

„Ich weiß nicht ob Kibaki die Wahl gewonnen hat.“

dürfte wohl klar sein, dass die Volksabstimmung manipuliert worden ist.
Zum eiskalten Kalkül machtbesessener korrupter Politiker gehört meist das bewusste Verlagern des Kampfes auf die ethnische Linie. Die Mächtigen haben schon immer ihre eigene Volksgruppe bei der Vergabe von Führungspositionen bevorzugt und dadurch die Spaltung im Volk gefördert. Auch Kibaki und Odinga sind das Gegenteil von vorbildlichen Staatsmännern, durch ihre aggressive Rhetorik schüren sie das Feuer des Hasses zwischen den Volksstämmen Kikuyu und Luo. Während sich die reiche Elite des Landes in ihren Wohlstandsfestungen verschanzt, reiben sich die Armen des Landes in den Slums durch gewaltsame, tribale Außeinandersetzungen auf.
Schreckliche, dramatische Bilder, wo der mordende Mob einen Wehrlosen in einem Ghetto von Nairobi, grausam zu Tode prügelt, laufen momentan ständig in den Nachrichtensendungen. Kenianer, warum tötet ihr eure Brüder und Schwestern, euer wahrer Feind ist eure Führungselite und sitzt in der Regierung! Hier offenbart sich auch die widerliche Perversität unserer Mainstreammedien. Jetzt wo die Menschen in Kenia unter dramatischen Umständen ihr Leben verlieren, rückt das ostafrikanische Land in den Fokus der Weltpresse, zuvor interessierte es kein Schwein die Presse kaum, dass täglich viel mehr Kenianer in ihren ärmlichen Behausungen, elendig durch Hungertod verrecken! Erst wenn das Sterben spektakulär genug ist, lautet das Motto der Medien: Quote durch Tote!
Dass sich auch die Kibaki-Clique schon lange an der Armut der Bevölkerung bereichert, wissen auch westliche Regierungen. Schon 2004 bei einem Wirtschaftstreffen in Nairobi, brachte es der ehemalige britische Botschafter Edward Clay auf den Punkt:

„Die derzeit Regierenden sind so arrogant, gierig und vielleicht in einer verzweifelten Weise panisch, dass sie sich wie Vielfraße den Magen vollschlagen. Nur kann die Regierung kaum von uns erwarten, dass es uns egal ist, wenn ihre Völlerei dazu führt, dass sie uns auf die Schuhe kotzen.“

Soviel gesagt, so wenig getan, wie sooft blieben die reichen „westlichen“ Industriestaaten tatenlos. Es mußte mal wieder soweit kommen.
Die Stabilität in Kenia war eigentlich nur oberflächlich, durch die weit verbreitete bittere Armut im Lande gibt es große soziale Spannungen, man lebt hier auf einem Pulverfass, welches durch den Demokratieraub zur Explosion gebracht wurde.
Aktuell: Die geplante, verbotene Demonstration im Zentrum wurde von der Opposition abgebrochen, angeblich um weitere Eskalationen zu vermeiden, stattdessen kündigte ein Oppositionssprecher der ODM eine neue Demo für kommenden Dienstag an. Die Polizei hatte zuvor durch Straßensperren, Wasserwerfer und Tränengas die Protestierenden daran gehindert, „strategisch wichtige Punkte“ im Stadtzentrum Nairobi’s, wie beispielsweise den Platz mit dem symbolträchtigen Namen Uhuru-Park (Freiheitspark), zu erreichen.
Die Anzahl der Todesopfer wird mittlerweile auf über 300 geschätzt, c.a 100.000 Menschen sind auf der Flucht. Diese erschreckene Statistik geht auf das Konto der machtwahnsinnigen Politiker Kibaki und Odinga, die mitverantwortlich sind, daß der „Aufstand der Armen“ auf ethnischer Ebene ausgetragen wird!
Gebietsmäßige Verteilung ethnischer Gruppen:
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Grafik:  UN/UK Foreign Office

Im Vielvölkerstaat Kenia gibt es über 40 verschiedene Volkstämme, hier die zahlenmäßige Verteilung der Wichtigsten und ihre Sprachen:

  • Kikuyu: Sprache der größten Volksgruppe (21 Prozent der Gesamtbevölkerung), um Nairobi 41 Prozent
  • Kamba: Mit dem Kikuyu verwandt, wird von 11 Prozent der Bevölkerung östlich des Mount Kenya gesprochen.
  • Luhya: Sprache der gleichnamigen zweitgrößten Volksgruppe (14 Prozent) im Westen um Kakamega (Provinzhauptstadt) umfassend aus mehreren Sprachen z. B. Bukusu, Maragoli, Tiriki.
  • Luo: Die Sprache der drittgrößten Ethnie (13 Prozent), wird am Viktoriasee um Kisumu gesprochen.
  • Kalenjin: Ist eine mehrere Sprachen umfassende Sprachgruppe (11 Prozent), z. B. Pökoot oder das Tugen, die Sprache der Ethnie, aus der der zweite Präsident Daniel arap Moi entstammt. Die meisten der kenianischen „Wunderläufer“ sind Kalenjin, besonders aus der Ethnie der Nandis.
  • Turkana: Sprache der Turkana-Ethnie; ca. 340.000 Sprecher.
  • Maas(s)ai c.a 350.000 – 500.000 und verwandte Völker wie die Samburu oder Njemps.
  • Quellen : BBC, Süddeutsche.de, Wikipedia

    [update 11.03.2008] Soeben habe ich durch Zufall entdeckt, dass mein Artikel auch hier bei der Hannover Zeitung zu lesen ist.

3 Kommentare zu “Kenia im Chaos

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