Der Kern (der Wahrheit)

Dort steht er auf dem Podium und palavert ins Mikrophon, der langweilige Typ mit kurzwelligem Haarschnitt. Er ist blankrasiert, kameragerecht gestylt, seine Rhetorik geschliffen. Mit seiner Eloquenz wickelt er die meisten seiner Zuhörer um seine manikürten Finger, die noch nie harte ehrliche Arbeit gesehen haben.. Den wenigen bohrenden Fragen weicht er gekonnt aus, argumentativ ist er schwer zu packen, er windet sich wie ein Aal, macht es jedem potentiellen Gegner schwer einen Treffer zu landen. Dabei redet er immer um den heißen Brei, kommt nie auf den Punkt, den Kern der Wahrheit umhüllt er mit seinem pseudointelluektellen Geschwalle, dass er wie immer zu dick aufträgt.

Weiterlesen

„Geistiger Sozialismus“ und kleingeistiger „Liberalismus“

FDP-Unterhaltungschef Westerwelle, die bekannteste Dampfmaschine Deutschlands, hat mal wieder massenhaft heiße Luft produziert. Die Klimaforscher sollten ihre Prognosen zur anthropogenen Erderwärmung korrigieren, indem sie den Guido-Faktor mit einrechnen :mrgreen:
Auf ARD-Videotext (Tafel 120) fand ich eben folgenden Kurzbericht:

FDP-Chef Westerwelle hat mit seiner Hartz4-Kritik nachgelegt. Die Diskussion über das Hartz-IV-Urteil
des BVerfG habe „sozialistische Züge“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. „Wenn man in Deutschland schon dafür angegriffen wird, dass derjenige, der arbeitet, mehr haben muss als derjenige, der nicht arbeitet, dann ist das geistiger Sozialismus“, erklärte er.

Aber Herr Westerwelle, ist es nicht viel mehr Sozialismus, wenn jemand durch Sanktionen bedroht, gezwungen wird, Vollzeit zu arbeiten, für einen Lohn, der nicht mal den Namen verdient und sich nichts leisten kann?
Weiterlesen

Meide den Mainstream-Pop !

An diesem Osterwochenende sollte diese Überschrift noch fett unterstrichen werden. Ein Avatar namens Schnuffel ist Nr.1 in den deutschen Charts! Sagt das nicht alles über die von Media Control ermittelte Hitliste aus? Offensichtlich reicht es heutzutage, Popmusik vollmechanisch zu generieren um den anspruchslosen oberflächlichen Musikkonsumenten zu befriedigen. Wen wundert’s, dass dazu auch schon die entsprechende Software angeboten wird, mit der man Popmusik bzw Gesangsbegleitung vollautomatisch erstellen kann.
Gecastete Bands oder Solokünstler mit gefälschten Biographien und gefakten Images, ist das die Richtung wohin die Reise der Popindustrie geht? Ohne mich Freunde, ich bin längst ausgestiegen…

Popmusik ist kein eigenständiges Musikgenre, sondern steht für populäre Musik. Der für den Mainstream produzierte Pop inkorporiert aktuelle Musikstile, meist wird dabei die Komplexität der ursprünglichen Musikform sowie der Kunst reduziert. Oder anders ausgedrückt: Der Mainstream-Pop wird nach dem Baukasten-Prinzip erstellt, es wird aus verschiedenen Musikgenres abgekupfert, abgeschliffen und Massenkompatibel aufbereitet, so dass die Musik konsumierbar wird. Das geschieht höchst professionell und routiniert, doch genau darin liegt für mich das Problem. Musik wird zu einem Produkt herabgesetzt, wie Massenware von der Stange.

Weil ich Skepsis und Ablehnung gegnüber Mainstream-Pop und Castingbands habe, wirft man mir vorurteilbehaftetes Klischeedenken vor, eine Tatsache die ich recht amüsiert zur Kenntnis genommen habe, weil die Vorwürfe ausgerechnet von den Leuten kommen, welche Fans jener Girlgroup sind, die von der Klischeefabrik Popindustrie produziert wird.
Ihr seid sicherlich nicht durch neutrale Beurteilung zu Monrose-Fans geworden, schließlich haben die meisten von Euch die theatralische Inszenierung des Personenkultes, die mit der Bildung von Monrose endete, im TV verfolgt und Euch somit der profitorientierten Hypemaschinerie ausgesetzt. Wieviele Fans „der neuen Engel“ bleiben, wenn man diejenigen ausklammert, die Popstars nicht gesehen haben? Wer ist durch den reinen Höreindruck zum Monrose-Anhänger geworden? Keiner? Oder soviele, dass sie hier ‚reinpassen? Der Weg zu objektiven Beurteilungen ist begehbar, aber auf diesem seid ihr nicht, Freunde von Monrose!

Die profibestimmende Denkweise von Popproduzenten wird durch diese Aussage vom DSDS-Chefjuror Dieter Bohlen offenbart, dessen Beurteilung vom 09.03.2008 über den musikalisch talentfreien Superstar-Kanditaden Benjamin Herd, ich hier sinngemäß zitiere:

Dein Gesang ist zwar nicht gut, aber deine Performance und Bühnenpräsenz sind klasse, du hast Selbstbewusstsein, baggerst die Mädels an, siehst geil aus. Tokio Hotel können auch nicht singen, aber die Jungs sehen geil aus und haben nur deshalb Erfolg.

Diese Äußerung ist selbstentlarvend, zeigt sie doch deutlich die Strategie der Mainstream-Musikmacher: Durch visuelle Verführung soll das Kaufverhalten, der überwiegend jungen Musikkonsumenten, beeinflusst werden.
Peter Licht, der erfolgreiche Buchautor und Musiker, hat mit seinem Song „Popkultur/Meide“ die richtige Antwort:

Meide, meide die Popkultur, dann geht’s dir besser. Meide die Tittenposter, meide Bilder von Bäuchen.
Meide Informationen von Menschen, die vor Mikrophonen reden. Die Popkultur ist nicht gut für uns.
Meide Bilder von Menschen, die vor Kameras Sachen machen, meide Bilder von Menschen, die auf Paradewagen tanzen. Meide, meide die Sachen, wo man am Ende von kotzen muß. Die Popkultur ist nicht gut für uns…

Wie kann man den Weg zu objektiverer Bewertung von Musik beschreiten? Indem man sich hörenderweise neuer Musik nähert, dabei visuelle Eindrücke weitgehend ausblendet. Es ist völlig irrelevant, wie der Artist aussieht und was in seinem Lebenslauf steht, es kommt auf die Musik an!

Um den Beitrag abzurunden, habe ich hier noch einen schönen Songtext, der deutschen Kultrockband Extrabreit der an die Plattenbosse der Major-Label gerichtet ist:

Da gibt es Leute, die halten sich für völlig normal, sogenannte Durchschnittsverbraucher mit populären Geschmack. Manchmal werden die Labelchef bei ’nem Plattenkonzern. Die kommen an und sagen, lass die schrägen Texte das hör’n die Leute nicht so gern. Sei nicht so bockig, bring doch mal was gefälliges an, vielleicht mit Engeln oder was von den Beach Boys mit deutschem Gesang. Liebesgeschichten aber nicht so feucht so auf Familienniveau. Du weißt, einmal ficken im Text, schon ist es aus mit Radio…
Für immer jung, für immer quer, die grauen Herren kriegen mich nicht mehr…
Und dann sitzen sie da im karierten Hemd und gestreiften Pullunder, so geil wie ’ne alte verrostete Handtasche im Kopf platt wie ’ne Flunder. Und jetzt sing ich auch noch in evangelisch die spezielle Sauerei, da bin ich ja beim Oberschmock im Fernsehen sowiese nicht mehr dabei. Es gibt Leute, die sagen mir ständig, nu bleib doch mal bei deinen Leisten, so wie die, die säuberlich und abgezählt kleine Korinthen scheißen. Doch die Welt ist weit und die Zukunft mein, wir werden sehn’… Extrabreit – Für immer quer

Irgendwie kommt mir bei diesem Songtext der geschasste Ex-BMG Chef „Onkel Stein“ in den Sinn 😉
„Die Breiten“
haben es jedenfalls geschafft, ohne die grauen Herren! Qualität hat eben einen langen Atem und setzt sich am Ende durch.
Frohe Ostern noch 😉 Für mich ohne Schnuffel!

Verwandte Beiträge: